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Projektziele


Die gewaltigen Bestände an Filmmaterial, die in gemeinnützigen und kommerziellen Filmarchiven in ganz Europa lagern, stellen ein wertvolles Zeugnis der reichhaltigen Kulturgeschichte Europas dar. Darüber hinaus sind diese Bestände auch ökonomisch von Bedeutung, da sie von der europäischen Medien- und Entertainment-Wirtschaft für das Fernsehen, für Filme, für multimediale Produktionen oder für den Verleih genutzt werden können. Das Potenzial dieser Bestände ist bisher jedoch bei weitem nicht ausgenutzt worden, da sie aus vor allem zwei Gründen nur schwer zugänglich sind:

  • Zum Einen ist das Lokalisieren archivarischer Filmmaterialien eine komplexe, arbeits- und kostenintensive Tätigkeit, da das europäische Filmerbe auf mehrere hundert Archive und Sammlungen in Europa verstreut ist. Allein die systematische Suche nach Originalkopien, nach qualitativ hochwertigen Masterkopien oder nach vollständigen Fassungen von Filmen ist eine akribische Arbeit, zumal die meisten Archive ihre Kataloge nicht online zur Verfügung stellen und Sprachbarrieren die Suche erschweren.
  • Ein zweites Problem ist die Identifizierung der Rechteinhaber/innen von Filmmaterial, insbesondere dann, wenn sie auf verschiedene Länder innerhalb der Europäischen Union verteilt sind.

Das Projekt MIDAS will den Zugang zum Erbe der europäischen Filmkultur erleichtern, indem es diesen Kernproblemen mit einer europaweiten Datenbank über archivarische Filmbestände begegnet. Diese gemeinsame Pilotprojekt mehrerer europäischer archivarischer Institutionen soll die Lokalisierung von Filmen und die Identifizierung ihrer Rechteinhaber/innen wesentlich vereinfachen.

Dabei kann es jedoch nicht darum gehen, eine neue, einheitliche Datenbank europäischer Filmarchive aufzubauen, was ein sehr teures, extrem komplexes und letztlich unrealistisches Projekt wäre. Stattdessen will MIDAS einen Internet-Gateway schaffen, eine Plattform, die die parallele Suche innerhalb der wachsenden Zahl individueller Datenbanken europäischer Filmarchive und -sammlungen ermöglicht.

Die einzelnen Datenbanken bleiben dabei unabhängig und es erfolgt kein Eingriff in ihren Aufbau, ihre Funktionen und ihre Spezialisierungen. Sie schließen sich in MIDAS jedoch zu einem Verbund zusammen, der einen gemeinsamen Standard für deskriptive Inhalte in Film-Datensätzen sowie eine gemeinsame, mehrsprachige Benutzeroberfläche festlegt, damit die Bestände mithilfe des zentralen Gateways durchsuchbar und nutzbar werden können. Darüber hinaus stellt der Gateway Informationen über die beteiligten Archive, ihre in MIDAS integrierten Bestände und Kontaktinformationen zur Verfügung, um den Weg zum Film so kurz und einfach wie möglich zu gestalten.

Die Machbarkeit dieses Vorhabens will MIDAS zunächst mit einer kleinen Gruppe von ausgewählten Filmarchiven und kommerziellen Sammlungen demonstrieren. Die Einführung des Gateway soll dann eine Aufforderung an alle Filmarchive, Sammlungen und Rechteinhaber/innen innerhalb der EU darstellen, ihre Bestandsinformationen in MIDAS zu integrieren und den gemeinsamen Datenbestand kontinuierlich zu vergrößern. Dazu wird MIDAS intensiv um neue Projektpartner werben und ausgedehnt über das Pilotprojekt informieren. Dass der Gateway die Zugänglichkeit zu den Archivbeständen erheblich verbessert, ohne zusätzliche Kosten zu produzieren, lässt eine hohe Akzeptanz von MIDAS unter den infrage kommenden Institutionen vorhersagen.

Analog zu diesen Aktivitäten will MIDAS das Potenzial von Geschäftsmodellen untersuchen und gegebenenfalls erproben, die zukünftig in das Projekt integriert werden könnten. Nach der Einrichtung der notwendigen technischen Infrastruktur entstehen Kosten lediglich für editorische Arbeiten, Hosting, Lizenzen und die Aufrechterhaltung. Mithilfe einer kritischen Masse an Bestandsinformationen soll im ersten Schritt ein praktikables und nachhaltiges Verfahren entwickelt werden, um Rechteinhaber/innen zu identifizieren und potenzielle Nutzer/innen für MIDAS zu interessieren.
Die Ziele von MIDAS lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Quantitative Ziele

  • 5 Archive aus 4 Ländern und 4 Sprachen vertretend sind direkt am Pilotprojekt beteiligt.
  • Weitere 11 Archive werden sich dem Projekt noch während der Umsetzung der Pilotphase anschließen.
  • Über 1.000 Filmwerke sollen in der Testphase über den Gateway zugänglich sein.
  • Mindestens 4.000 Filmwerke sollen in der Umsetzungsphase zugänglich sein.
  • 2 Geschäftsmodelle werden in der Pilotphase entwickelt und ihre Umsetzung in verschiedenen Business-Szenarien erprobt.
  • 3 relevante europäische Events mit Filmarchiv-Bezug sollen von MIDAS organisiert oder begleitet werden.

Qualitative Ziele

  • Die Prüfung verschiedener technischer Lösungen für gemeinsame, kompatible und kostengünstige Datenbank-Gateways.
  • Die Festlegung und Implementierung eines gemeinsamen Mindeststandards für deskriptive Elemente von Film-Datensätzen, basierend auf den existierenden internationalen Standards und den Ergebnissen des Europäischen Komitees für Normung (CEN).
  • Der Aufbau mehrsprachiger Suchmasken und die Festlegung zu übersetzender deskriptiver Elemente.
  • Die Sicherstellung der Kompatibilität der verschiedenen Standards, die in den beteiligten Archiven verwendet werden.
  • Die Entwicklung von Business-Szenarien unter Berücksichtigung der Rechteinhaber/innen, die in verschiedenen Archiven getestet werden (z. B. durch den Verkauf von Filminformationen auf Abonnement-Basis oder durch eine Publizierungsgebühr für Rechteinhaber/innen)
  • Das Bereitstellen von Informationen und Orientierungshilfen zu den Archiven und zum Verfahrensweg bei der Anfrage an Rechteinhaber/innen.
  • Das Informieren und Werben für das Potenzial und die Effektivität eines Datenbank-Verbundes bei entsprechenden Institutionen innerhalb der EU.
  • Die deutliche Verbesserung des Zugangs und der kommerziellen Verwertung archivarischer Filmsammlungen innerhalb der EU.
  • Die Verbesserung der Effizienz und Effektivität der Film-Distribution der beteiligten Archive und Sammlungen.
  • Das Werben für zusätzliche Projektpartner und zusätzliche Datenbestände während und nach der Pilotphase.

Perspektivisch – etwa drei Jahre nach Abschluss der Pilotphase – soll MIDAS mindestens 80% derjenigen Bestände der öffentlichen Filmarchive und -sammlungen innerhalb der EU zusammengeführt haben, deren Rechte sie selbst inne haben oder die frei verwendbar sind. Ein zweites perspektivisches Ziel ist die Integration von privaten Filmsammlungen, um das europäische Filmerbe in seiner ganzen Breite über den Gateway zugänglich zu machen. MIDAS ist Teil des EU-Programms „Media Plus“ und leistet einen Beitrag zu der im Pilotprojekt-Schema formulierten Priorität von Netzwerk-Datenbanken.