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Highlights aus den Archiven

Regelmäßig stellt filmarchives online an dieser Stelle Film-Highlights aus den Sammlungen der beteiligten Institutionen vor.

 

Mitchell042010-07-22 | Die Produktionsfirma Mitchell & Kenyon, die ihre Sitze in Blackburn und Lancashire hatte, zählte um die Jahrhundertwende zu den ersten Produktionsfirmen fiktionaler Filme und war u. a. für die ebenfalls fiktionalen Darstellungen der burisch-britischen Kriege bekannt . Die Mitchell & Kenyon Sammlung enthält jedoch fast ausschließlich nicht-fiktionale Filme, die im Auftrag von Schaustellern produziert wurden, um dann auf Jahrmärkten oder anderen Festen in ganz Großbritannien aufgeführt zu werden. Nach der Auflösung der Firma wurde das Material mehrere Jahrzehnte lang in Fässern gelagert, bis es Anfang der 1990er Jahre in Blackburn von dem Geschäftsmann und Lokalhistoriker Peter Worden wiederentdeckt wurde. Die "Peter Worden Collection of Mitchell & Kenyon Films" wird heute im British Film Institute aufbewahrt.

Eine Auflistung der verfügbaren Titel aus der Sammlung im British Film Institute finden Sie auf filmarchives online:

Mitchell & Kenyon Collection

 

 

 

2009-10-20 | Der Reichenbacher Pfarrer Friedrich Alwin Hutzli hat im Sommer 1935 im Auftrag des Verkehrsvereins Reichenbach - Kiental (Berner Oberland, Schweiz) einen „Kultur - & Werbefilm vom Kiental“ produziert. Im Film "Im Silberlicht der Blüemslisalp" „...zeigt er die Schönheiten des Tales, seine Flora und Tierwelt und macht uns bekannt mit den Bewohnern und ihrer Beschäftigung. Er hat es wie kein zweiter verstanden, die intimsten Winkel seines Kientales zu finden und den Film interessant und abwechslungsreich zu gestalten...“ (Werbebrief des Verkehrsvereins). Dieser rund 70minütige Stummfilm ist ein einzigartiges Zeitdokument aus dem Berner Oberland, welches in einer überwältigenden Fülle und detailliert Menschen, Sitten und Bräuche, Tätigkeiten und verschwundenes Handwerk präsentiert.

Pfarrer Hutzli hat neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit jahrelang den Alltag seiner „Schützlinge“ auf viragierten und colorierten Lichtbildern festgehalten - in einer Zeit, in der viele Bergbauern wegen der harten und entbehrungsreichen Lebensbedingungen ihre Heimat Richtung Stadt verlassen wollten. Mit diesem fotografischen Einsatz zollte er der Bevölkerung grossen Respekt, sensibilisierte die „Flachländer“ bei seinen zahlreichen Lichtbildvorträgen für die Nöte der Bergbevölkerung und brachte häufig auch gespendete Naturalien ins Kiental zurück.

In seinem einzigen Film setzte er seine profunden Kenntnisse der Gegend und Bevölkerung in eindrückliche Bilder um. Die einzige noch vorhandene Positivkopie dieses 16mm Films befindet sich im Lichtspiel (Kinemathek Bern) und konnte 2008 dank einem kantonalen Beitrag restauriert und umkopiert werden. Ein neues Internegativ und eine 16mm Kopie wurden hergestellt und der Berner Komponist und Pianist Christian Henking lieferte die musikalische Begleitung. 75 Jahre nach seiner Herstellung wird der Film in Bern und im Berner Oberland mit Live-Pianist vorgeführt und eine DVD Ausgabe ist geplant.

Im Silberlicht der Blüemlisalp bei filmarchives online:

Im Silberlicht der Blüemlisalp

 

 

 

2009-08-05 | Vor 20 Jahren erschien Idrissa Ouédraogos märchenhaftes Außenseiterdrama "Yaaba", das mit dem Kritikerpreis der Filmfestspiele von Cannes ausgezeichnet wurde und das für Ouédraogo den internationalen Durchbruch bedeutete. Einige Tage der mühsamen Dreharbeiten im trockenen Norden Burkina Fasos wurden von Djibril Diop Mambéty begleitet, einem der bedeutendsten Regisseure des frankophonen afrikanischen Kinos. Um die Dreharbeiten realisierte er einen kaum bekannten Dokumentarfilm: "Parlons grand-mère" („Erzähl von Großmutter“).

Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein bloßes Making-of, denn Mambéty thematisiert Fragen, die über die Produktion von "Yaaba" hinausweisen. Sein Interesse gilt den spezifischen Produktionsbedingungen für Kinofilme im postkolonialen Westafrika generell – etwa der Arbeit mit LaiendarstellerInnen, der mangelnden Verfügbarkeit von geeignetem Equipment oder dem Zeitdruck, der von der periodischen Regenzeit auf Außenaufnahmen ausgeht. Gleichwohl setzt sich Mambéty eingehend mit "Yaaba" auseinander und analysiert sogar einzelne Filmsequenzen. Sorgfältig beobachtet er insbesondere die Arbeit des Regisseurs mit den HauptdarstellerInnen, der über 80-jährigen Fatimata Sanga und den Kindern Noufou Ouedraogo und Roukietou Barry. In seiner Bildsprache und den sparsam eingesetzten Kommentare folgt Mambéty einem eigenwilligen und poetischen Stil, der "Parlons grand-mère" deutlich vom gängigen Muster einer Making-of-Dokumentation abhebt. Anders als "Yaaba" – dem vorgeworfen wurde, durch die Fokussierung einer „zeitlos“ ländlichen Gemeinschaft das exotistische Verlangen des westlichen Publikums nach Afrika-Folklore und Postkartenansichten zu bedienen – zeigt "Parlons grand-mère" auch Szenen aus der sozialen Wirklichkeit des gegenwärtigen Burkina Faso.

"Parlons grand-mère" war der Auftakt zu Mambétys eindrucksvollem Spätwerk. Zunächst legte er 1992 mit "Hyenas" eine aufsehenerregende Adaption von Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ vor. Mit "Le Franc" und "La petite vendeuse" de soleil begann er eine „Trilogie der kleinen Leute“, die jedoch unvollendet blieb: Im Juli 1998 ist Mambéty in Paris gestorben.

Parlons grand-mère bei filmarchives online:

Parlons grand-mère

 

 

2009-04-06 | Vor 50 Jahren endete mit der Flucht des Diktators Fulgencio Batista die Kubanische Revolution. ¡Cuba Sí!, eines der Frühwerke des französischen Dokumentar- und Essayfilmers Chris Marker, portraitiert die Insel im richtungweisenden Jahr 1961, als ein militärischer Angriff der USA abgewehrt und die politische Annäherung an die Sowjetunion intensiviert wurde.

Marker hatte sich im Zweiten Weltkrieg für die Résistance engagiert und 1953 mit „Les statues meurent aussi“ einen der ersten antikolonialistischen Filme gedreht. Ab Mitte der 1950er Jahre konzentrierte er sich auf essayistische Reisefilme – etwa aus China, Israel und Sibirien –, zu denen auch ¡Cuba Sí! zählt. Getragen von einer grundsätzlichen Sympathie für das revolutionäre Projekt zeigt der Film Szenen des politischen, sozialen und kulturellen Umbruchs und erzählt von der Vorgeschichte der Ereignisse. Nicht minder stark als von der Aufbruchstimmung in Kuba zeugt er vom Geist der Experimentierfreudigkeit, der in den 1950er Jahren eine ganze Generation junger französischer Filmemacher erfasst hatte: ¡Cuba Sí! ist poetisch, verspielt, neugierig, engagiert und zutiefst persönlich und zeugt darin bereits deutlich vom eigensinnigen Stil Markers, der mit Filmen wie „La Jetée“ (1962) und „Sans Soleil“ (1983) eine breitere Bekanntheit erlangte.

Frankreich verbot den Film und verweigerte die Ausfuhrgenehmigung, um seine Verbreitung ins Ausland zu verhindern. Durch Schmuggel gelangte er allerdings in andere europäische Länder. In Westdeutschland, wo frühere Werke Markers verboten wurden, zeigte das ZDF den Film, der dafür allerdings durch Schnitte, hinzugefügte Szenen, einen neuen Kommentar und den Titel „Castros Verrat an Kuba“ verstümmelt und inhaltlich ins Gegenteil verkehrt wurde. Bis heute ist ¡Cuba Sí! nicht im Handel erhältlich. filmarchives online verzeichnet eine Kopie der Originalfassung (Kommentar in französisch, Interviews in Spanisch), die bei der Stiftung Deutsche Kinemathek gesichtet oder für filmwissenschaftliche und nicht-kommerzielle Vorführungen ausgeliehen werden kann.

¡Cuba Sí!

 

 

2009-01-04 | Das litauische Staatsarchiv Lietuvos Centrinis ValstybÄ—s Archyvas präsentiert einen Film aus der Wochenschau-Sammlung „Soviet Lithuania“, der 1954 anlässlich des 10. Jahrestages der Befreiung Vilnius’ von der deutschen Besatzung entstanden ist. Wie alle Wochenschauen dieser Reihe orientiert sich der Film eng an den Vorgaben der sowjetischen Propaganda und rühmt insbesondere die kommunistische Partei und die sowjetischen Befreier. Interessant an diesem Film ist vor allem die Darstellung des historischen Wandels in Vilnius innerhalb eines Jahrzehnts. Aufnahmen der litauischen Hauptstadt aus dem Jahr 1944 mit Straßenkämpfen, brennenden Gebäuden und Ruinen werden direkt mit Eindrücken aus den Nachkriegsjahren kontrastiert: Wideraufbau, die Errichtung neuer Fabriken und Betriebe, Schulbauten sowie neue Kindergärten, Krankenhäuser und Wohnhäuser. Außerdem zeigt der Film die schönsten Plätze und Wahrzeichen der Stadt: Grüne Hügel entlang der Altstadt, die Kathedrale Sankt Stanislaus mit ihrem Glockenturm, der Gediminas-Hügel mit dem Gediminas-Turm, der Präsidentenpalast, die Universität Vilnius – die älteste Universität Osteuropas –, das „Tor der Morgenröte“, die St. Annenkirche – ein Meisterwerk der gotischen Architektur –, die Biegung des Neris-Flusses, enge Altstadtgassen... In ihrer Verknüpfung von Information mit pittoresken Aufnahmen ist diese Wochenschau ein glänzendes Beispiel für die „poetische Propaganda“ der Sowjetunion.

Die Sammlung „Soviet Lithuania“ umfasst über 1.500 Wochenschauen, die zwischen 1941 und 1988 von den Lithuanian Film Studios produziert wurden. Die Auswahl für filmarchives online umfasst die bis 1971 entstandenen Titel. Für gewöhnlich enthielt ein Film jeweils 5 bis 6 Nachrichten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport in Litauen.

 

 

2008-10-13 | filmarchives online macht nun auch Filme online verfügbar! Die Zusammenführung unterschiedlichster Materialien der beteiligten Archive ermöglichen außergewöhnliche Perspektiven auf die europäischen Filmgeschichte, wie es sich etwa anhand des Themas Mobilität veranschaulichen lässt.

Spannende Bilddokumente einer Parade britischer Torpedoboote in Manchester – eine Demonstration der globalen Reichweite der Royal Navy anlässlich des Kriegs in der Kapkolonie – finden sich im Bestand des British Film Institute, das Teile seiner Wochenschauen aus der Zeit der Jahrhundertwende beigetragen hat.

Torpedo Flotilla Visit to Manchester (1901):

 

Nicht minder populär als Schiffsparaden war in jenen Jahren der „Gordon Bennett Cup“ – ein in ganz Europa bekanntes Autorennen, das jeweils im Land des Vorjahressiegers ausgetragen wurde. 1904 war Deutschland an der Reihe, wo ein Amateurfilmer aus dem Taunus seine Kamera an der Wegstrecke aufbaute. Die Aufnahmen finden sich im Beitrag des Deutsche Filminstitut – DIF.

Gordon-Bennett-Autorennen (1904):

 

Die ganze Vielfalt moderner Verkehrsmittel und Mobilitätspraktiken, wie sie in Europa vor dem Ersten Weltkrieg entstanden ist, wird in diesen 1912 in Prag aufgenommenen Bildern sichtbar, die aus dem Bestand des Narodní Filmový Archiv stammen.

Stará Praha (1912):

 

Eine ebenfalls alltägliche, aber doch völlig andere Erfahrung von Mobilität zeigt ein 1924 entstandener Kurzfilm aus dem Bestand des griechischen Filmarchivs Tainiothiki tis Ellados: Nach der Gartenarbeit lässt sich ein Mönch in der griechischen Metéora-Region in einem Netz ins Kloster hinaufziehen, das auf einer Felsensäule errichtet wurde:

Metéora (1924):

 

Angesichts der archaisch anmutenden Transportanlage der Mönche erscheint es erstaunlich, wie rasant die technische Entwicklung in diesen Jahren voran schritt. Nur kurze Zeit nach den griechischen Aufnahmen entstand in Belgien diese Kurzdokumentation über die erste Durchquerung der Sahara mit einem Motorrad; sie wurde von der Cinémathèque Royale de Belgique beigetragen:

Première traversée du Sahara à moto (1927):

 

Im Kontrast zu solchen Erfolgsgeschichten von immer schnelleren und weiter reichenden Bewegungen steht der Kurz-Spielfilm „Peter will an die Landi“ aus dem Jahr 1940, der das Scheitern von Mobilität humoristisch thematisiert: Auf verschiedenen Wegen versucht Peter vergebens, die Schweizerische Landesausstellung in Zürich zu erreichen. Kurz vor Erreichen des Ziels vereitelt die Generalmobilmachung zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs den Besuch endgültig. Der Film kommt aus dem Bestand des Lichtspiel / Kinemathek Bern.

Peter will an die Landi (1940):

 

Die Anzahl der digitalisierten Filme in der Datenbank wächst stetig und kann das Potenzial von filmarchives online als Instrument für Recherchen in der europäischen Filmgeschichte weiter steigern. Eine Liste aller bislang online verfügbarer Filme finden Sie hier.

 

 

2008-06-09 | On the occasion of the current UEFA European Football Championship, we would like to highlight moving image material on football in European film archives. Since the dramatic composition of a football match, the high number of protagonists involved and the interaction within a team makes it a difficult task to handle this sport by the means of cinema, many different attempts of adapting football for the screen have been made in the history of cinema and TV. Astonishingly, there are hardly any films on football themes that could take advantage of the massive popularity of the sport and became box-office hits.

The records of European film archives as represented in the database of filmarchives online give a rich impression of this history. From British newsreels on football matches in ca. 1900 up to the Polish short feature Miasto Ucieczki produced in 2006 and telling – based on real events – the story of a fanatic hooligan of Widzew, more than 150 records in connection with football can be found in our database. Among them there is, for example, an Italian documentary from 1963 on what is happening in the catacombs of a stadium right before a football match (Fra qualche istante), footage from the 1969 UEFA European Under-18 Football Championship final in Leipzig/GDR (Der Augenzeuge 1969/24), a Swiss experimental film from 1973 depicting a football match with players made of plasticine (Die Fussballspieler), or an interview with the German football star Günter Netzer on the interplay of sports, society and money, also produced in 1973 (Günter Netzer). Many more fascinating pieces from the field of “football in film” can be found by browsing our database.

 

 

2008-02-06 | Der bekannte Berner Fotograf Kurt Blum (1922-2005) drehte zwischen 1956 und 1971 insgesamt 16 Filme, überwiegend kurze dokumentarische Auftragsfilme. Thematisch kreisten diese Arbeiten um drei Schwerpunkte: Länderportraits und touristische Werbefilme, Industriefilme (insb. Stahlverarbeitung und Briefmarkenproduktion) sowie Portraits und Dokumentationen aus dem Bereich der bildenden Kunst. Während einige dieser Filme hohen ästhetischen Ansprüchen folgen (z. B. „L’uomo, il fuoco, il ferro“), sind andere eher als Zeitdokumente von bleibendem Interesse.

Neben Kurzdokumentationen produzierte Blum 1967 einen einzigen, allerdings vielbeachteten Spielfilm: „Rabio – Gedanken eines Strafgefangenen“. Das in seiner Nüchternheit dokumentarisch anmutende Portrait eines Häftlings begeisterte mit seinen schlichten Bildern und seinen einfühlsamen Kommentaren die zeitgenössische Filmkritik und vermag auch heute noch als Spielfilm zu überzeugen.

Die Lichtspiel-Kinemathek Bern hat sämtliches sich in Kurt Blums Besitz befindliches Filmmaterial übernommen – insgesamt 300 Büchsen (inkl. Nutzungsrechte). Von allen Filmen ist mindestens eine Vorführkopie vorhanden. Nur von wenigen Filmen sind die Originalnegative erhalten geblieben; dafür sind von einigen Filmen grosse Bestände an Kameranegativen, Tonbändern und Ausschussmaterialien vorhanden. Darüber hinaus verfügt die Lichtspiel-Kinemathek Bern über umfangreiche Materialsammlungen zu den einzelnen Filmprojekten.

Vier der Filme wurden 2005 restauriert und umkopiert. Neben den neuen Negativen stehen nun wieder Vorführkopien und eine DVD mit vielen von Blums Filmen zur Verfügung, darunter auch „L’uomo, il fuoco, il ferro“, ein eindrücklicher und mehrfach preisgekrönter Dokumentarfilm über die Stahlproduktion in den norditalienischen Stahlwerken von Italsider und FIAT. Lediglich vom Stampfen der Maschinen und Prokofieffs Musik begleitet, dokumentiert Blum in dieser Industrie-Symphonie mit überraschenden Bildern das Aufeinandertreffen von Mensch, Feuer und Eisen. Sämtliche Werke Kurt Blums sind unter MIDAS recherchierbar:

Filme von Kurt Blum

 

 

2007-10-22 | Mit Victor Vicas (1918-1985) stellen wir im vierten Teil unserer losen Serie einen Filmemacher vor, dessen Gesamtwerk bislang wenig beachtet worden ist. Dabei ist die Arbeit Vicas’ als Regisseur, Produzent, Kameramann, Cutter von 1938 bis zu seinem Tod 1985 ein bemerkenswertes Zeugnis der Entwicklung des Mediums Film in der Zeit des Kalten Krieges.

In den Jahren 1945 bis 1953 war Vicas an der Produktion von ca. 40 kurzen Dokumentar- und Spielfilmen beteiligt, die ihn u. a. nach Frankreich, Deutschland, die Niederlande, Österreich, Jugoslawien, die Türkei, Israel, die USA und Kanada führten. Diese Filme entstanden vorrangig im institutionellen Rahmen des Marshallplans (z. B. „Working Together“, 1961; “Jour de peine“, 1952) und sollten in Europa die Erziehung zur Demokratie fördern. Einige Auftragsfilme wurden auch für die Vereinten Nationen und andere internationale Institutionen hergestellt (z. B. „The Children´s Republic“, 1947; „Bread and Wine“, 1947; „Italy Rebuilds“, 1947). In Israel, wohin Vicas zunächst dauerhaft einwandern wollte, entstanden sechs Filme (z. B. „48 Hours A Day“, 1949; „Day of Independence“, 1951).

Mit „Weg ohne Umkehr“ führte Vicas 1953 in der BRD erstmals Regie bei einem Spielfilm, weitere abendfüllende Spielfilme folgten in Großbritannien, Frankreich (z. B. „Je Reviendrai à Kandara“, 1957) und Hollywood („The Wayward Bus“, 1957). Ab Mitte der 60er Jahre wandte sich Vicas dem Fernsehen zu, für das er in Frankreich und den USA Dokumentarfilme und Spielfilmserien („Les Brigades du Tigre“, 1974-78), drehte.

Wiederkehrende Themen seiner Filme sind neben der Ost-West-Teilung und politischer Gewalt insbesondere der Aufbau des Staates Israel, dem sich Vicas – der als „staatenloser“ Jude Deutschland 1933 verlassen musste und im Zweiten Weltkrieg bei der französischen Armee und der US Army gegen die Deutschen gekämpft hatte – auch persönlich verbunden gefühlt hat. Das Deutsche Filminstitut – DIF e. V., dem der Nachlass von Victor Vicas durch seine Witwe Li Erben übergeben wurde, hat Bestandsnachweise von 18 Filmen des Regisseurs zur Datenbank von filmarchives online beigetragen:

Filme von Victor Vicas

 

 

Walter Heynowski

2007-07-05 | Walter Heynowski und Gerhard Scheumann zählten zu den produktivsten und bekanntesten Dokumentarfilmern aus der DDR und fanden auch international Beachtung. Sie sahen sich in der Tradition des sowjetischen Filmpioniers Dziga Vertov und verstanden den Dokumentarfilm als Instrument der politischen Intervention. Zwischen 1965 und 1991 stellte das Duo mehr als 70 Filme her – zeitweise unabhängig von der DEFA im eigenen „Studio H&S“ (1969-1982). Häufig basierten die Filme auf Interviews, bei denen sich Heynowski und Scheumann als westdeutsche Journalisten ausgaben und ihre meist westlichen Gesprächspartner zu selbst entlarvenden Aussagen bewegten. Diese Interviews montierten sie mit dokumentarischem Material sowie polemisierenden und moralisierenden Off-Kommentaren zu einer eigenwilligen Mischform zwischen Propaganda und investigativem Journalismus.

Während es Heynowski und Scheumann zunächst darum ging, die Bundesrepublik zu diskreditieren (etwa in „Geisterstunde“, 1967), rückten bald Dekolonisationskonflikte und postkoloniale Kriege im Zeichen des Kalten Krieges in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Ihre zahlreichen Filme über den Kongo („Der lachende Mann“, 1966), Chile („Ich war, ich bin, ich werde sein“, 1974), Vietnam („Piloten im Pyjama“, 1968), Libyen („Bye-bye Wheelus“, 1971) und Kambodscha („Kampuchea - Sterben und Auferstehn”, 1980) enthalten zum Teil einzigartiges Material von einschneidenden Ereignissen der Weltgeschichte und sind als Zeugnisse der Umwälzungen des 20. Jahrhunderts von bleibendem historischem Wert.

Über den Beitrag der DEFA-Stiftung sind 37 Titel von Walter Heynowski und Gerhard Scheumann über filmarchives online abrufbar:

Filme von Walter Heynowski und Gerhard Scheumann

 

 

Africa01

2007-04-02 | Lionel Rogosins "Come back Africa" entstand 1958 in Südafrika. Der Film befasst sich am Beispiel von Johannesburger Zulu-Arbeitern mit dem Kampf gegen das Apartheid-Regime. Unter strenger Geheimhaltung musste gedreht und der Film außer Land gebracht werden. Die südafrikanische Regierung verurteilte "Come back Africa" als kommunistische Propaganda, in Europa und Nordamerika jedoch wurde er von der Kritik hoch gelobt.

Der Film verbindet dokumentarische und fiktionale Elemente und zeichnet ein genaues Porträt des unmenschlichen und gewaltsamen Apartheidsystems. Um größtmögliche Authentizität zu erzielen, besetzte Rogosin sämtliche Rollen mit Laien. Für die afrikanischen Sängerin Miriam Makeba begann durch ihren Auftritt im Film eine internationale Karriere.

Als Sohn russisch-jüsischer Einwanderer in New York geboren, schuf Lionel Rogosin mit "Come back Africa" einen der wichtigsten Anti-Apartheid Filme überhaupt. Der Titel ist in Anlehnung an den Aufruf des Afrikanischen National Kongresses der weißen Vorherrschaft Einhalt zu gebieten entstanden. Die Cineteca di Bologna restaurierte diese wichtige Produktion im Jahre 2004 und macht sie nun über filmarchives online zugänglich.

 

 

2007-01-24 | Passend zur Jahreszeit möchten wir Sie auf Arnold Fancks zweiteiligen Dokumentarfilm "Das Wunder des Schneeschuhs" hinweisen. Beide Werke entstanden in den Jahren 1919 bis 1921. Zeitgenössische Filmkritiker wie Siegfried Kracauer lobten die Bilder "von seltener Schönheit", die dem Zuschauer "die Wunder des winterlichen Hochgebirges, die nur dem Alpinisten und Skiläufer unmittelbar zugänglich sind" näherbrächten. Fanck gelingt es, artistisches Können wagemutiger Skifahrer mit den eindrucksvollen, winterlichen Landschaften des Schwarzwalds und der Schweizer Alpen zu einer ebenso malerischen wie mitreißenden Winter-Impression zu verbinden.

Kopien des Films finden Sie bei filmarchives online:

Teil 1

Teil 2